Ein digitaler Albtraum

In der Mitte von Kansas geht es beschaulich zu. Es gibt viel Grün, dazwischen mal einen Wasserturm und ein paar Gebäude. Ein paar Leute verdienen ihr Geld mit Zulieferservices für die Ölindustrie, andere mit der Landwirtschaft. So richtig aufregend ist hier nichts. Sollte man meinen. Die Arnolds aus Potwin, Kansas sehen das allerdings etwas anders.



Irgendwann vor rund 14 Jahren machte sich eine Firma daran, alle IP-Adressen, die es so gibt, zu Straßenadressen zuzuordnen. Das lief auch ganz gut; jedenfalls so gut, dass die dabei entstandenen digitalen Landkarten in den folgenden Jahren einige Verbreitung fanden. Dem Problem, dass man aber längst nicht alle IP-Adressen tatsächlich einem geographischen Ort zuordnen kann, entledigten sich die Kartographen auf etwas unelegante Art: Sie legten sie alle einfach auf einen Punkt, irgendwo ziemlich genau in der Mitte der USA. 

Seitdem liegen rund 600 Millionen IP-Adressen im Vorgarten der Arnolds. Die wiederum gehobeneren Alters sind und mit dieser Information wohl nicht mal etwas hätten anfangen können, wenn sie ihnen bewusst gewesen wäre. War sie aber nicht. Und so waren die Arnolds einigermaßen erstaunt, als der Sheriff vorbeikam. Und die Polizei. Und das FBI. Und die Steuerbehörde. Und alle hegten böse kriminelle Verdächtigungen. Noch böser waren die erbosten Kunden diverser Internet-Dienstleister, bei denen irgendwas nicht funktionierte und die deswegen persönlich vorbeikamen oder anriefen. 

Das ganze Schauspiel zog sich über Jahre hin, oft wurden die Arnolds nachts aus dem Schlaf geklingelt. Bis eine andere Internetfirma die vielen Millionen gleichen Adressen bemerkte und den Hausbesitzer darauf aufmerksam machte. Der Sammelpunkt für nicht eindeutig identifizierbare IP-Adressen ist jetzt ein paar Meilen weiter weg, in einem See. Und die Arnolds sind jetzt vor Gericht gezogen.


Die ganze Story ist nachzulesen bei der Denver Post

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